Markenlexikon

Harrods

Ursprungsland: Großbritannien

Charles Henry Harrod (1799 – 1885) betrieb ab 1824 verschiedene Einzel- und Großhandelsgeschäfte in London (Textilien, Lebensmittel, Tee). 1849 erwarb er einen kleinen Krämerladen in der Brompton Street, im heruntergekommenen Londoner Stadtteil Knightsbridge unweit des Hyde Parks. Nachdem jedoch 1851 im Hyde-Park die Weltaustellung stattgefunden hatte, ging es mit Knightsbridge und Harrods Laden schnell aufwärts. Das Geschäft wurde mehrmals durch den Zukauf benachbarter Grundstücke und Gebäudeteile erweitert. Im Dezember 1883 brannte das Gebäude jedoch vollständig ab. Daraufhin wurde an gleicher Stelle ein neues Warenhaus errichtet, das im September 1884 eröffnete. 1860 gab der Gründer die Geschäftsführung aus gesundheitlichen Gründen an seinen Sohn Charles Digby Harrod (1841 – 1905) ab.

Harrods galt bald als nobelste Einkaufsadresse der Stadt. Hier ging der britische Adel ein und aus, gelegentlich auch die Mitglieder der Königsfamilie, falls sie mal nicht ihre Bediensteten schickten. Zu den berühmtesten Kunden der damaligen Zeit gehörten u.a. Charlie Chaplin, Laurence Olivier, Noël Coward, Oscar Wilde, Sigmund Freud und Vivien Leigh. Harrods rühmte sich damit, jedem alles, überallhin zu liefern, auch wenn es ein Elefant ist. Die grüngoldenen Lieferwagen gehören inzwischen genauso zu London, wie die schwarzen Taxis oder die roten Doppeldecker-Busse.

1959 wurde Harrods von dem britischen Warenhauskonzern House of Fraser übernommen, der 1985 in den Besitz des ägyptischen Geschäftsmanns Mohamed Al Fayed (1929 – 2023) überging, dem Besitzer des Pariser Luxushotels Ritz. Das Geld für die Übernahme hatte sich Al Fayed von Hassan al-Bolkiah, dem Sultan von Brunei geliehen (Al Fayed war seit 1966 Finanzberater des Sultans).

Harrods London
Harrods London

Wegen seiner undurchsichtigen Geschäftsmethoden und seinen Verwicklungen in einen Bestechungsskandal (in dem es um seine Einbürgerung ging) erhielt er jedoch nie die britische Staatsbürgerschaft. Sein Sohn Dodi war eine Zeit lang mit Prinzessin Diana liiert; beide starben im August 1997 bei einem Autounfall in Paris. Die mehrfach öffentlich geäußerte Behauptung Mohamed Al Fayeds, dass Diana und Dodi einer Verschwörung des britischen Königshauses zum Opfer gefallen seien, führte dazu, das Harrods seinen Status als königlicher Hoflieferant verlor. Nachdem Al-Fayed knapp dreißig Jahre lang in Großbritannien gelebt hatte, verlegte er seinen Wohnsitz 2003 aus steuerlichen Gründen zunächst in die Schweiz. Zwei Jahre später zog er nach Monaco um, wo die steuerlichen Belastungen noch geringer sind.

2010 verkaufte Al-Fayed, dem seit 1996 auch der Londoner Fußballclub FC Fulham gehörte, das Kaufhaus schließlich für 1,5 Milliarden Pfund an die Qatar Intermediate Industries Holding, eine Beteiligungsgesellschaft aus dem Emirat Katar, die zum Staatskonzern Qatar Petroleum gehörte. Das Geld benötigte er, um das in die Jahre gekommene Pariser Luxushotel Ritz komplett zu renovieren, nachdem die staatliche Tourismusbehörde dem Ritz im Jahr 2010 die neu eingeführte Klassifizierung »Palace« (absolute Luxusklasse) verweigert hatte.

Inzwischen betreibt Harrods auch einzelne Geschäfte in anderen Städten (Shanghai), auf Flughäfen (London Heathrow und Gatwick, zeitweise auch in Frankfurt/Main und Wien) oder auf Schiffen (Queen Elizabeth 2). Ab 1914 gab es eine Harrods-Filiale in Buenos Aires, die während des Zweiten Weltkriegs unabhängig von dem Londoner Kaufhaus wurde, aber noch lange unter dem traditionellen Namen weiterbestand.

Im Londoner Stammhaus, das mit fast hunderttausend Quadratmetern Verkaufsfläche zu den größten und exklusivsten Warenhäusern der Welt zählt, kaufen heute hauptsächlich Touristen aus aller Welt ein. Das Gebäude gehört zu den beliebtesten Attraktionen Londons. Allerdings gelten im Harrods für Besucher einige spezielle Verhaltensreegeln, die man so von anderen Warenhäusern nicht kennt (u.a. keine allzu auffällige Szenebekleidung, keine Rucksäcke auf dem Rücken, keine Gruppenbildung von Jugendlichen).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain