Markenlexikon

Gore-Tex

Ursprungsland: USA

Wilbert Lee Gore (1912 – 1986) hatte 17 Jahre als Chemiker in der Forschungsabteilung des Chemiekonzerns DuPont gearbeitet, wo Kunststoffe und -fasern wie Nylon, PTFE/Polytetrafluorethylen (Markenname: Teflon), Lycra, Dacron oder Mylar entwickelt worden waren. 1958 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Genevieve im Keller ihres Hauses in Newark/Delaware die Firma W.L. Gore & Associates, deren Ziel es war, neue Anwendungsfelder für PTFE zu entwickeln. PTFE wurde damals hauptsächlich für die Beschichtung metallischer Teile (Dichtungen, Lager, Kolbenringe, Pfannen, Töpfe), als elektrisches Isoliermaterial (Isolierfolien) sowie als Zusatzstoff für Lacke und Farben verwendet. Die ersten Produkte von Gore waren Isolierdraht und Isolierkabel, die von Robert Gore, dem Sohn der Gründer, mitentwickelt wurden. 1960 erhielt die Firma ihren ersten Großauftrag: 7,5 Meilen isoliertes Flachkabel für die Stadt Denver. Ein Jahr später bezog das kleine Unternehmen die erste eigene Fabrik in Newark. 1967 entstanden zwei weitere Werke in Flagstaff/Arizona und Dunfermline (Schottland).

1969 entdeckte Bob Gore eine besondere Form der PTFE-Verarbeitung, die es ermöglichte, dessen Eigenschaften auf textile Produkte zu übertragen. Das Verfahren bestand darin, PTFE mechanisch zu expandieren, um eine mikroporöse Membran zu erhalten (expandiertes PTFE/ePTFE). Das erste kommerziell erhältliche ePTFE Produkt waren Kabel für die superschnelle Datenübertragung in Mainframe- und Supercomputern. Das bekannteste Produkt, die Gore-Tex-Faser, wurde 1972 erstmals hergestellt. Die Poren in dieser Membran sind etwa 20.000 mal so klein wie ein Wassertropfen und daher sehr dicht gegen Wasser und Wind. Die Körperfeuchtigkeit wird als Wasserdampf durchgelassen. Die Atmungsaktivität funktioniert jedoch nur dann, wenn die Außentemperatur wesentlich niedriger ist, als die Temperatur im Bekleidungsteil (ca. 15 ° C). Das erste Gore-Tex-Produkt, ein Zweimannzelt, brachte der Outdoor-Equipment-Hersteller Early Winters aus Seattle 1976 auf den Markt; bald darauf folgte Regenbekleidung. Die Herstellung der mehrschichtigen Gore-Tex-Textillaminate ist recht aufwendig und erfordert spezielles Know-How sowie Spezialmaschinen. Die ePTFE-Membran muss mit Textilfasern wie Polyester oder Polyamid dauerhaft und flexibel verklebt (laminiert) werden. Zum Abdichten der Nähte kommen spezielle Schweißbänder zum Einsatz. Die fertigen Gore-Tex-Laminate werden anschließend zu Bekleidungsteilen verarbeitet (Jacken, Hosen, Schuhen, Handschuhe etc.). In den nächsten Jahrzehnten kamen zahlreiche weitere erfolgreiche Gore-Produkte auf den Markt, u.a. Gefäßprothesen (1975), Membranschlauchfilter (1975), Windstopper-Gewebe (1991), Glide-Zahnseide (1992), Cleanstream-Filter für Nass-/Trockensauger (1994) und Elixir-Gitarrensaiten (1997).

W.L. Gore & Associates ist bis heute eines der innovativsten US-Unternehmen, außerdem gilt es als einer der besten Arbeitgeber weltweit. Bill Gore, der selbst jahrelang miterlebt hatte, wie unflexibel in Großkonzernen teilweise gearbeitet wird, schuf eine flache Organisationsstruktur ohne Weisungshierarchien und feste Kommunikationskanäle. Die Mitarbeiter heißen Associates (Partner). Neue Associates erhalten keinen Vorgesetzten, sondern einen Sponsor (Mentor), der sie beratend begleitet und dabei hilft, einen Kurs einzuschlagen, der gleichzeitig persönliche Erfüllung und einen maximalen Beitrag für das Unternehmen bringt. Jeder, der die nötigen Kenntnisse, Fertigkeiten oder Erfahrungen unter Beweis gestellt hat, kann schnell zur Führungskraft aufsteigen und Projekte selbst definieren, vorrausgesetzt er wird von den anderen Associates in einem Team als Projektleiter akzeptiert. Die wichtigsten Entwicklungszentren und Werke befinden sich in Newark/Delaware (USA), Elkton/Maryland (USA), Sunnyvale/California (USA), Flagstaff/Arizona (USA), Dundee/Scotland (Großbritannien), Livingston/Scotland (Großbritannien), Putzbrunn/Bayern (Deutschland), Feldkirchen-Westerham/Bayern (Deutschland), Pleinfeld/Bayern (Deutschland) und Shenzhen (China).

Text: Toralf Czartowski