Markenlexikon

Fokker

Ursprungsland: Niederlande

Der niederländische Flugzeugkonstrukteur Anthony Herman Gerard Fokker (1890 – 1939) gründete 1912 in Berlin-Johannisthal die Firma A.H.G. Aeroplanbau. 1913 wurde das Unternehmen in Fokker Aeroplanbau umbenannt und ein Jahr später verlegte man den Firmensitz nach Schwerin. In der Folgezeit konstruierte die Firma einige bemerkenswerte Jagdflugzeuge, so die E-1 (1915) – das erste Flugzeug der Welt, das mittels eines synchronisierten Maschinengewehres durch den Propellerkreis feuern konnte, den berühmten Dreidecker Dr.1, den der »Rote Baron« Manfred von Richthofen flog oder den Doppeldecker D.VII, der als bestes deutsches Jagdflugzeug des 1. Weltkriegs gilt.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs ging Fokker in seine Heimat zurück und gründete 1919 in Amsterdam-Schiphol eine neue Firma, die sich zunächst auf den Bau ziviler Passagierflugzeuge konzentrierte. Eine Ausnahme war der Jagdbomber G.1 von 1936. Ein Jahr nach Fokkers Tod (1939) griff Deutschland die Niederlande an und besetzte auch das Fokker-Werk. 1945 wurde es durch allierte Bombenangriffe fast vollständig zerstört. Bereits 1947 war das Werk jedoch wieder aufgebaut. Zunächst wurden Schulflugzeuge und Strahltrainer gebaut. Ab Mitte der 1950er Jahre spezialisierte sich das Unternehmen wieder auf zivile Verkehrsflugzeuge, vor allem für Kurz- und Mittelstrecken, u.a. die Fokker F27 Friendship von 1955 (die in den USA von Fairchild nachgebaut wurde), die Fokker F28 Fellowship (1967), die Fokker 50 (1985), die Fokker 100 (1986), die Fokker 70 (1994) und die Fokker 60 (1995). Zum erfolgreichsten Flugzeug von Fokker entwickelte sich die F-27 mit Turbopropantrieb, von der bis zum Produktionsende 1986 786 Exemplare verkauft wurden.

Fokker
Fokker

Zwischen 1969 und 1980 betrieben Fokker und die Vereinigten Flugtechnischen Werke GmbH (VFW; Focke-Wulf, Weserflug, Heinkel) aus Bremen das Gemeinschaftunternehmen VFW-Fokker in Düsseldorf bzw. Fokker-VFW in den Niederlanden, das den experimentellen Senkrechtstarter VAK 191B (1971 – 1975), den Hubschrauber Sikorsky CH-53G (1972 – 1975; gemeinsam mit MBB, Dornier und MTU) und das zweistrahlige Kurzstrecken-Verkehrsflugzeuges VFW-Fokker 614 (1971 – 1978) baute. Nach der Auflösung von VFW-Fokker wurde VFW 1981 von Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) übernommen.

Obwohl sich die Fokker-Flugzeuge gut verkauften, kam das Unternehmen in den 1980er Jahren infolge der hohen Entwicklungskosten zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Die niederländische Regierung, die sich an den Entwicklungskosten beteiligt hatte, forderte Fokker daher auf, sich einen strategischen Partner zu suchen. 1992 beteiligte sich schließlich die Daimler-Benz-Tochter Deutsche Aerospace AG (DASA) mit 51,4 Prozent an Fokker. Da sich die Fokker 70, eine verkürzte Variante der Fokker 100, nicht so gut verkaufte wie erwartet, stellte Daimler-Benz alle Zahlungen an das Unternehmen ein, was im März 1996 zum Konkurs führte.

Kurz darauf wurde Fokker von dem niederländischen Maschinenbauunternehmen Stork übernommen, das die Ersatzteilproduktion für die Betreiber von Fokker-Maschinen weiterführt, aber auch als Flugzeugausrüster (Flugzeugstrukturen, elektrische und elektronische Systeme) für Konzerne wie Airbus (A380, NH90), Northrop-Grumman, Gulfstream (GH650) oder Lockheed-Martin (F35) tätig ist. 2010 benannte sich Stork in Fokker Technologies (Papendrecht) um. Die Raumfahrtabteilung von Fokker (seit 2002 Dutch Space) gehört seit 2005 zum EADS-/Airbus-Konzern.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain