Markenlexikon

Fender

Ursprungsland: USA

Clarence Leonidas Fender (1909 – 1991), der schon während seiner Schulzeit seine ersten Radios gebaut hatte, eröffnete 1938 eine kleine Werkstatt, wo er Radios, Verstärker und später auch Gitarren reparierte. 1945 gründete er zusammen mit Clayton Orr (Doc) Kauffman in seiner Heimatstdt Fullerton/California die Firma K&F Manufacturing Corporation, die Hawaii-Gitarren und Gitarren-Verstärker herstellte und reparierte. Nachdem sein Partner die Firma 1946 verlassen hatte, benannte er das Unternehmen in Fender Electrical Instruments Company um. 1947 verkaufte er sein Radiogeschäft an Dale Hyatt.

Da er zwar die Elektrik der Gitarren reparieren konnte, nicht aber die eingeleimten Gitarrenhälse, begann er eine Gitarre zu entwickeln, die aus einzelnen verschraubten Komponenten bestand. Die Idee zu dieser Solid-Body-Gitarre, ein in Gitarrenform geschnittenes Massivholzbrett mit Hals, Saiten und Tonabnehmern, hatte der Country-Musiker Merle Travis (1917 – 1983); gebaut wurden die ersten Exemplare 1948 von Paul Bigsby (1899 – 1968).

1950 brachte Fender die erste eigene elektrische Solid-Body-Gitarre auf den Markt. Sie hieß zunächst Broadcaster und ab 1951 Telecaster. Damit hatte Fender im Prinzip ein neues Instrument geschaffen, das bald eine dominierende Rolle in der populären Musik spielen sollte. Ein weiterer Meilenstein war 1951 die elektrische Bassgitarre (Fender Precision Bass), die den bis dahin in der Rockmusik verwendeten Kontrabass ablöste.

1954 gelang Fender mit der Stratocaster der ganz große Wurf. Dieses Modell avancierte zur meistgespielten E-Gitarre aller Zeiten (u.a. Bruce Springsteen, Buddy Holly, Chris Rea, David Gilmour, Eric Clapton, Hank Marvin, Jeff Beck, Jimi Hendrix, Mark Knopfler, Mike Oldfield, Ritchie Blackmore, Rory Gallagher). Die Stratocaster war auch die erste Gitarre, die über einen Tremolohebel (Vibratohebel) verfügte.

Fender
Fender

E-Gitarren und das entsprechende Zubör wie Tonabnehmer, Saiten, elektronische Komponenten und Gitarrenverstärker blieben bis heute die Hauptprodukte der Firma. Lediglich das 1956 von Harold Burroughs Rhodes (1910 – 2000) entwickelte E-Piano Fender-Rhodes, das in den 1960er Jahren bei Musikern wie Duke Ellington, Miles Davis, Ray Charles und Herbie Hancock außerordentlich beliebt war, machte eine Ausnahme.

1965 verkaufte Leo Fender seine Firma aus gesundheitlichen Gründen an die Rundfunk-, Fernseh- und Musikgesellschaft CBS, blieb aber noch bis 1970 als Berater in seiner Firma. 1971 gründete er mit seinen früheren Angestellten Forrest White und Tom Walker die neue Firma Tri-Sonic (ab 1973 MusicMan), die durch den MusicMan Stingray Bass bekannt wurde. Nach seinem Ausscheiden bei MusicMan rief er 1980 mit George Fullerton und Dale Hyatt die Firma G&L Musical Instruments (Halskonstruktionen, Tonabnehmer, Vibrato-Systeme) ins Leben.

Ab Mitte der 1980er Jahre konzentrierte sich CBS wieder mehr auf sein Kerngeschäft (TV- und Rundfunksender) und begann damit, alle anderen Aktivitäten zu verkaufen (Musikinstrumente, Plattenlabel, Spielzeuge, Verlage). Den Markennamen Fender, die Patente und einige Restbestände übernahmen 1985 mehrere Fender-Angestellte unter Leitung des damaligen Fender-Präsidenten William Schultz, die daraufhin die neue Firma Fender Musical Instruments Corporation gründeten. Kurz darauf nahm Fender eine neue Fabrik in Corona/California in Betrieb. Der Markenname Rhodes wurde 1987 an den japanischen Synthesizer- und Keyboard-Hersteller Roland verkauft. 1991 verlegte man den Firmensitz von Corona nach Scottsdale/Arizona. Im gleichen Jahr starb Leo Fender. Er hatte selbst nie Gitarre spielen gelernt.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain