Markenlexikon

Cunard

Ursprungsland: Großbritannien

Der kanadische Geschäftsmann Samuel Cunard (1787 – 1865) erhielt 1833 von der britischen Admiralität einen Vertrag zur Postbeförderung zwischen Halifax (Kanada) und den Bermuda-Inseln, später auch für den Postdienst zwischen Liverpool, Halifax und Boston. Im Mai 1839 gründeten Samuel Cunard, George Burns, Robert Napier, James Donaldson und David McIver in Liverpool die British and North American Royal Mail Steam Packet Company. Ein Jahr später führte das Dampfschiff Unicorn die erste Atlantiküberquerung für die neue Reederei durch; die Reise dauerte vierzehn Tage. 1840/1841 nahmen die ersten vier Schiffe, die im Auftrag der Reederei gebaut worden waren, ihren Dienst auf (Acadia, Britannia, Caledonia, Columbia). 1850 wurde die Poststrecke zwischen New York und den Bermuda-Inseln in Betrieb genommen. 1855 entstand die Tochtergesellschaft British and Foreign Steam Navigation Company, deren acht Schiffe im Mittelmeer verkehrten.

Ab den 1840er Jahren setzte in der Dampfschifffahrt eine Jagd nach der schnellsten Atlantiküberquerung ein (das spätere Blaue Band), die dazu führte, dass die Reedereien immer schnellere Schiffe bei den Werften in Auftrag gaben. Jeder neue Rekord brachte einen großen Imagegewinn für die betreffende Reederei und ihr Schiff. Ein Verlust des Blauen Bandes führte sofort zum Bau eines neuen Schiffes, dass den Rekord wieder zurückerobern sollte. Die Cunard-Schiffe Britannia, Caledonia, Hibernia, Cambira, Persia und Scotia konnten bis 1862 mehrere Rekorde aufstellen, doch mit der Gründung neuer Reedereien wurde die Konkurrenz immer größer und die Cunard-Rekorde seltener.

Nachdem die British and North American Royal Mail Steam Packet Company in den Konkurs geschlittert war, wurde sie 1879 in die Aktiengesellschaft Cunard Steamship Company umgewandelt. 1907 stellte Cunard mit der Lusitania (1907 – 1915) und der Mauretania (1907 – 1935) die damals größten und schnellsten Schiffe der Welt in Dienst. Die Lusitania wurde jedoch während des Ersten Weltkriegs im Mai 1915 von einem deutschen U-Boot vor der Südküste Irlands versenkt, wobei 1.198 Menschen ums Leben kamen. 1919 verlegte das Unternehmen seinen Firmensitz von Liverpool nach London.

1936 und 1940 stellte Cunard wieder zwei größte Schiffe der Welt in Dienst: die Queen Mary (1936 – 1967) mit 80.774 Bruttoregistertonnen und die Queen Elizabeth (1940 – 1969) mit 83.673 Bruttoregistertonnen. Die Queen Elizabeth, die man nach ihrer Außerdienststellung 1969 noch einige Jahre als schwimmendes Hotel und Touristenattraktion (in Florida) sowie schwimmende Universität (im Hafen von Hongkong) nutzte, die dann aber 1972 durch ein Feuer schwer beschädigt und 1975 verschrottet wurde, blieb bis 1996 das weltgrößte Schiff. Die Queen Mary liegt heute fest vertäut im Hafen von Long Beach/California, wo sie als Museum, Hotel und Tagungszentrum genutzt wird.

Cunard
Cunard

Unter dem Druck der britischen Regierung gründeten Cunard und die Oceanic Steam Navigation Company, die unter dem Namen White Star Line auftrat und der einst die Titanic gehört hatte, 1934 ein Gemeinschaftsunternehmen. Cunard White Star betrieb die Nordatlantikrouten, während andere Teile der Reedereien vorerst selbstständig blieben. Beide Unternehmen befanden sich infolge der Weltwirtschaftskrise, rückläufiger Passagierzahlen und überalterter Schiffe in einer desolaten finanzielle Lage und hatten die Hilfe des Staates in Anspruch nehmen müssen. Bis 1949 erwarb Cunard alle Anteile an Cunard White Star, woraufhin die Oceanic Steam Navigation Company aufgelöst wurde. Ab 1950 lautete der Firmenname wieder Cunard Steamship Company (ab 1962 Cunard Line). Die letzten White-Star-Schiffe Georgic und Britannic blieben unter den White-Star-Farben und -Hausflaggen bis 1956 und 1960 in Dienst. Die Nomadic, ein Zubringerschiff für die großen Ozeanliner, wurde erst 1968 ausgemustert. Bis dahin führten alle Cunard-Schiffe die Flaggen beider Reedereien.

Als in den 1950er Jahren immer mehr das Flugzeug den Transatlantikverkehr beherrschte, beteiligte sich Cunard 1960 an der britischen Fluggesellschaft Eagle Airways, die daraufhin in Cunard Eagle Airways umbenannt wurde. Die Airline führte Fracht-, Charter- und Linienflüge durch. Ab 1962 arbeitete Cunard Eagle Airways im Rahmen des Jointventures BOAC-Cunard mit der britischen Staatsairline BOAC (später British Airways) zusammen. 1963 zog sich die Reederei jedoch aus dem Fluggeschäft wieder zurück und verkaufte ihre Anteile an Cunard Eagle Airways an den damaligen Geschäftsführer Harold Bamberg, der die Airline in British Eagle International Airlines umbenannte. 1968 ging British Eagle in Insolvenz und stellte den Flugbetrieb ein. Die beiden großen Cunard-Linienschiffe Queen Mary und Queen Elizabeth fuhren in den 1960er Jahren nur noch Verluste ein und wurden schließlich 1967 und 1969 außer Dienst gestellt. Anfang der 1970er Jahre stellte Cunard den Liniendienst über den Atlantik ganz ein. Dafür spezialisierte sich die Reederei nun auf den Frachttransport und Kreuzfahrten mit der Queen Elizabeth 2 (1968 – 2008), die mit 70.327 Bruttoregistertonnen etwas kleiner war als die Queen Elizabeth.

1971 ging die Cunard Line in den Besitz des britischen Mischkonzerns Trafalgar House (Bauindustrie, Hotels, Immobilien, Maschinenbau) über, der die Frachtsparte 1987 an die konzerneigene Reederei Ellerman Lines übertrug. Dafür erwarb Trafalgar House mehrere Kreuzfahrtlinien (1983 NAL Norske Amerikalinje, 1986 Norske Cruise, 1993 Royal Viking Line), die in die Cunard Reederei eingegliedert wurden.

Schwere finanzielle Verluste in den frühen 1990er Jahren führten 1996 zur Übernahme von Trafalgar House durch den norwegischen Kværner-Konzern (Schiffbau, Maschinenbau, On-/Offshore-Anlagen zur Öl- und Gasverarbeitung), der die Cunard Line 1998/1999 an die US-Kreuzfahrtreederei Carnival verkaufte.

Carnival ist mit seinen Tochtergesellschaften Aida Cruises (Rostock/Deutschland), Carnival Cruise Lines (Miami/Florida), Costa Crociere (Genua/Italien), Cunard Line (Southampton/Großbritannien), Fathom Travel (Miami/Florida), Holland America Line, Princess Cruises (Santa Clarita/USA), P&O Cruises (Southampton/Großbritannien), P&O Cruises Australia (Sydney/Australien) und Seabourn Cruise Line (Seattle/USA) die größte Kreuzfahrtreederei der Welt.

Cunard führt mit seinen drei Schiffen Queen Elizabeth (seit 2010), Queen Mary 2 (seit 2004) und Queen Victoria (seit 2007), die seit 2011 nicht mehr in Southampton registriert sind, sondern in Hamilton/Bermuda, Kreuzfahrten und Weltreisen im Premiumbereich durch.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain