Markenlexikon

Clairol

Ursprungsland: USA

Der amerikanische Chemiker Lawrence Gelb (1898 – 1980) und seine Frau Joan Bove (1901 – 2001) lernten 1931 während eines Besuchs in Paris ein Haartönungsmittel kennen, das eine kleine Firma namens Mury herstellte und, wie damals noch üblich, direkt an die Friseure verkaufte. Das Mittel hieß Clairol, möglicherweise abgeleitet von »clairs« (frz. hell, klar) und »oléagineux« (frz. ölhaltig). Zurück in den USA begannen sie diese Tönung zu importieren und an New Yorker Friseure zu verkaufen. Später erwarben sie die Markenrechte ganz.

Damals galt das konventionelle Haarefärben mit Oxidationsmitteln noch als nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, manchmal auch als schmerzhafte, je nachdem, welche Chemikalien die Färbemittel enthielten. Besonders in den USA wurde das Haarefärben lange Zeit mit großer Skepsis betrachtet, zeitweise war es in manchen Bundesstaaten, z.B. in New York, sogar verboten, weil die Mittel die abenteuerlichsten Zutaten enthielten. Als die Schauspielerin Jean Harlow, damals ein gefeierter Star, 1937 im Alter von nur 26 Jahren starb, brachte man ihren frühen Tod mit den platinblond gefärbten Haaren in Verbindung. In Wirklichkeit starb sie jedoch an Nierenversagen. Tönungen sind wesentlich schonender, weil der Farbstoff nur in die oberen Schichten der Haare eindringt und keine chemische Reaktion stattfindet.

Die Gründer vermieden dann auch, ihr neues Produkt als »hair-dye« zu bezeichnen, sondern nannten es »coloring« oder »tint«. Die Sehnsucht danach, den Haaren eine andere Farbe zu geben – vorzugsweise blond – oder die ersten grauen Strähnen zu überdecken, ließ dann letztlich auch die Amerikaner alle Zweifel vergessen. Mit dem 1950 eingeführten Miss Clairol Hair Color Bath (Slogan: »Does she… or doesn’t she? Only her hairdresser knows for sure.«) und der gleichnamigen At-home-Variante, die 1956 auf den Markt kam, avancierte Clairol in den 1950er Jahren zum führenden US-Hersteller von Haarfärbe- und Haarpflegemitteln, ähnlich wie L'Oréal in Europa.

1959 verkaufte Lawrence Gelb das Unternehmen an den Pharmakonzern Bristol-Myers; seine Frau war bereits 1940 nach ihrer Scheidung aus der Firma ausgeschieden. Ihr gemeinsamen Söhne Richard und Bruce übernahmen später verschiedene Führungspositionen bei Bristol-Myers und dem Nachfolgekonzern Bristol Myers Squibb (Präsident, Vizepräsident, CEO, Chairman). Von 2000 bis 2015 gehörte Clairol zum Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (Ariel, Lenor, Pampers, Wella, Wick). Aktueller Besitzer ist der US-Kosmetikkonzern Coty (Adidas, Astor, Calvin Klein, Cerruti, Chloé, Chopard, Covergirl, Davidoff, Dolce & Gabbana, Escada, Esprit, Gucci, Hugo Boss, Jil Sander, Joop, Jōvan, Lacoste, Lancaster, Londa, Max Factor, Pierre Cardin, Rimmel, Sassoon, Wella). Unter der Marke Clairol und den Sublabels Balsam Color, Herbal Essences Shampoo, Hydrience, Loving Care, Natural Instincts, Nice ’n Easy und Ultress wird heute ein breites Haarpflegesortiment vermarktet.

Text: Toralf Czartowski