Markenlexikon

Arri

Ursprungsland: Deutschland

August Arnold (1898 – 1983) und Robert Richter (1899 – 1972) lernten sich an der Technischen Hochschule in München kennen, wo sie Maschinenbau studierten. Beide waren begnadete Tüftler und beide interessierten sich für die noch junge Filmtechnik. Arnold hatte bereits als Schüler einem Kameramann der Messter-Wochenschau assistiert, Richter arbeitete vor dem Ausbuch des 1. Weltkriegs eine Zeitlang in Hollywood bei der Famous Players Lasky Company, der Vorgängergesellschaft von Paramount Pictures, wo er eine vollautomatische Filmentwicklungsmaschine mit konstruierte, und später als Kamermann in den Fox-Studios. Während des 1. Weltkriegs arbeiteten beide als Kopierer für die deutschen Filmpioniere Peter Ostermayer und Martin Kopp.

1917 gründeten beide in München-Schwabing in einer ehemaligen Schusterwerkstatt die Firma Arnold & Richter (Arri), die zunächst eher eine Filmproduktionsfirma war (Filmaufnahmen, Filmvorführung, Betrieb eines foto- und film-chemisches Laboratoriums). Um nicht auf fremdes Equipment angewiesen zu sein, begann Arri eigene Filmkopiermaschinen, Schneidegeräte, Scheinwerfer und ab 1924 35-mm-Filmkameras (Kinarri 35) zu entwickeln. Nebenher drehten Arnold und Richter auch weiterhin Beiträge für die Wochenschau, Stummfilme (u.a. so genannten Isar-Western), später auch Heimatfilme und ab 1935 mehrere Filme des bayerischen Komikers Karl Valentin. Wenn die Technik nicht gerade in Gebrauch war, wurde sie an andere Filmstudios verliehen.

Arri
Arri

1936/37 entwickelte die Firma unter Leitung des langjährigen Arri-Chefingenieurs Erich Kurt Kästner (der mit dem gleichnamigen Schriftsteller nicht identisch ist) die erste Spiegelreflex-Filmkamera der Welt (Arriflex 35). Damit konnte der Kameramann erstmals exakt genau das Bild sehen, das gerade aufgenommen wurde. Die Arriflex 35, die in den nächsten Jahren stetig weiterentwickelt wurde, war jahrzehntelang die 35-mm-Standard-MOS-Filmkamera (MOS = Motion Only Shot), noch dazu sehr kompakt und leicht, alledings ohne die Möglichkeit Töne aufzuzeichnen (müssen über ein externes Tonaufnahmegerät aufgezeichnet werden). Kästner entwickelte in den 1950er und 1960er Jahren auch mehrere 16-mm-Handkameras, die vor allem im TV-Bereich Verbreitung fanden.

Ein Verkaufsrenner wurde ab 1965 die Arriflex 16BL mit integrierten Schallschutz, die Tonaufnahmen auch in unmittelbarer Nähe der Kamera ermöglichte. 1967 bekam Arri von der amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences den ersten technischen »Oscar« verliehen. Einer Anekdote des Regisseurs Joseph Vilsmaier zufolge, der einst bei Arri in die Lehre ging, soll Arnold an der Oscar-Statue mit einem Schraubenzieher gekratzt haben, um zu sehen, ob sie wirklich aus Gold sei. Später bekam Arri noch zahlreiche weitere »Oscars« für technische Innovationen in der Filmindustrie. Arriflex-Entwickler Erich Kurt Kästner (1911 – 2005) und August Arnold erhielten 1983 ebenfalls einen »Oscar«.

In den späten 1960er Jahren gelang dem Unternehmen der Durchbruch in den USA; vor allem von den großen Studios unabhängige Regisseure und Produzenten wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Steven Spielberg oder Peter Bogdanovich verwendeten Arri-Equipment. Bis dahin hatte Panavision dort eine Monopolstellung innegehabt. Arri ist heute neben Aaton, Sony, Panavision, RED und Phantom das weltweit fühende Unternehmen, das professionelles Film-Equipment (digitale und mechanische MOS- und SyncSound-Kameras, Kamerazubehör, Filmbelichter, Lichttechnik) herstellt, verkauft (u.a. auch an Panavision) und in eigenen Rental-Häusern verleiht. Die Objektive der Arri-Kameras stammen von Zeiss.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain