Markenlexikon

AkzoNobel

Ursprungsland: Niederlande
Ursprungsland: Schweden

Akzo entstand 1969 aus dem Zusammenschluss des Chemie-Unternehmens Algemene Kunstzijde Unie (AKU) und des Pharma-Unternehmens Koninklijke Zout-Organon (KZO). Die Akzo-Ursprünge gehen jedoch wesentlich weiter zurück und zwar auf die niederländischen Chemie-Unternehmen Ketjen (gegründet 1835), Vereinigte Glanzstoff Fabriken (gegründet 1899), Nederlandse Kunstzijdefabriek Enka (gegründet 1911) und Koninklijke Nederlandse Zoutindustrie (KNZ; gegründet 1918) sowie das 1923 von Dr. Saal van Zwanenberg in Oss gegründete Pharma-Unternehmen Zwanenberg-Organon (ab 1953 KZO Koninklijke Zwanenberg-Organon), das zunächst Insulin aus Bauchspeicheldrüsen von Schweinen herstellte; Zwanenberg war auch Besitzer und Präsident des Schlachtereiunternehmens Zwanenberg's Slachterijen en Fabrieken. Enka und die Vereinigten Glanzstoff Fabriken schlossen sich 1929 zur Algemene Kunstzijde Unie (AKU) zusammen, KNZ und Ketjen 1961 zur Koninklijke Zout-Ketjen (KZK) und aus der Fusion von KZK und KZO entstand 1967 die Koninklijke Zout-Organon (KZO). 1962 brachte KZO eine der ersten Antibabypillen der Welt auf den Markt (Lyndiol).

1994 kam es zum Zusammenschluss von Akzo und dem schwedischen Chemiekonzern Nobel Industrier, der auf den schwedischen Chemiker Alfred Bernhard Nobel (1833 – 1896) zurückgeht.

Nobel, der 1864 die Firma Nitroglycerin AB gegründet hatte, entwickelte 1867 einen neuen Sicherheitssprengstoff aus Nitroglycerin (75 Prozent), Kieselgur – eine mehlige Masse aus den Panzern abgestorbener Algen – (24,5 Prozent) und Soda (0,5 Prozent). Der neue Sprengstoff, den er Dynamit nannte (von lat. dynamis = Kraft), besaß eine fünfmal höhere Sprengkraft als Schwarzpulver, war aber 25 Prozent schwächer als reines Nitroglyzerin und gegen Stoßeinwirkungen unempfindlich. Hintergrund der Erfindung waren schwere Explosionsunfälle bei der Herstellung, dem Transport und der Anwendung von Nitroglycerin. 1867 begann in der zwei Jahre zuvor auf dem Krümmel bei Geesthacht, 30 Kilometer südöstlich von Hamburg, errichteten deutschen Nobel-Fabrik die Produktion von Dynamit. 1886 fasste Nobel seine Gesellschaften in zwei wesentlichen Konzernen zusammen, der Nobel Dynamite Trust Company (alle Werke in Großbritannien, Deutschland, Australien) und der Sociéte Centrale de Dynamite (Frankreich, Spanien, Schweiz, Portugal, Österreich-Ungarn, Mittel- und Südamerika). 1896 starb Alfred Nobel – seine Aktienanteile an den Nobel-Unternehmen wurden größtenteils zur Stiftung des Nobel-Preises verwendet. Die verschiedenen Nobel-Unternehmen gingen später eigene Wege. Die schwedische Firma Nitroglycerin AB, die sich mehrmals umbenannte (1965 Nitro Nobel, 1978 Kema Nobel, 1984 Nobel Industrier) schloss sich 1994 mit Akzo zusammen (AkzoNobel), aus den britischen Werken entstand 1926 Imperial Chemical Industries (ICI), die US-Tochter ging in den Besitz von DuPont über und in Deutschland wurde die Dynamit Actien-Gesellschaft (DAG) vorm. Alfred Nobel & Co. (seit 1876 unter diesem Namen) 1926 ein Teil des IG-Farben-Konzerns. Die Dynamit AG (ab 1959 Dynamit-Nobel AG) wurde 1949 in Troisdorf neugegründet.

1998 erwarb AkzoNobel das britische Chemieunternehmen Courtaulds; einige Teile, wie das Geschäft mit Chemiefasern, wurden daraufhin unter dem Namen Acordis ausgegliedert und an den Finanzinvestor CVC Capital Partners verkauft. 2007 übernahm AkzoNobel mit ICI den einstmals größten britschen Chemikonzern, der sich in den 1990er Jahren durch zahlreiche Verkäufe von Firmenteilen und Tochtergesellschaften praktisch fast selbst aufgelöst hatte. Die ICI-Sparten Adhesives (Klebstoffe) und Electronic Materials wurden von AkzoNobel an Henkel weiterverkauft. Die Pharmasparte Organon BioSciences veräußerte AkzoNobel 2007 an den US-Pharmakonzern Schering-Plough. AkzoNobel behielt das Farben-, Lasuren- und Füllergeschäft ICI Paints (Dulux, Hammerite, Meisterpreis, Molto, Sikkens, Xyladecor, Zweihorn).

2017/2018 teilte sich AkzoNobel in zwei Unternehmen auf, um ein Übernahmeangebot des US-Konzerns PPG Industries abzuwehren: AkzoNobel (Paints, Coatings) und Nouryon (Specialty Chemicals; Grund- und Spezialchemikalien wie Chlor, Natronlauge, Salze, Peroxide, Ethylenamin, Schwefelkohlenstoff, Prozesschemikalien für die Papierherstellung, Wasch- und Kosmetikrohstoffe, Konservierungsmittel).

AkzoNobel ist heute einer der weltweit größten Hersteller von Farben, Lacken, Lasuren, Anstrichen, Beschichtungen und Spachtelmassen für die unterschiedlichsten Anwendungen (Autolacke, Bautenanstriche, Dekorationsfarben, Industrielacke, Schiffsanstriche); zu den bekanntesten Marken des Konzerns gehören u.a. Dulux, Hammerite, Herbol, Lasol, Molto, Sadolin, Sikkens und Xyladecor. Die wichtigsten Produktionsstätten befinden sich in den Niederlanden (Delfzijl, Hengelo, Rotterdam), Schweden (Bohus, Skoghall) und Deutschland (Arnsberg, Hamburg, Hilden, Köln, Offenbach am Main, Oldenburg, Reutlingen, Stuttgart).

Text: Toralf Czartowski