Markenlexikon

Aiwa

Ursprungsland: Japan

Die 1951 unter dem Namen Aiko Denki Sangyo Co. Ltd. in Tokyo gegründete Firma stellte zunächst Mikrofone her. 1959 benannte sich das Unternehmen in Aiwa Co. Ltd. um. Der neue Name enstand aus zwei Kanji-Zeichen: »Ai« bedeutet »Liebe« oder »Zuneigung« und »Wa« steht für Kreis oder Harmonie. In den 1960er Jahren wurde das Produktions-Portfolio um weitere Audiogeräte ergänzt. 1964 brachte Aiwa den ersten japanischen Kassettenrekorder (Aiwa TP-707) auf den Markt und 1970 das erste Kassettendeck Japans (TP-1009). Kassettengeräte – ab 1967 nach dem Philips-Standard – blieben bis in die späten 1970er Jahre das Hauptstandbein des seit 1961 börsennotierten Unternehmens. 1969 wurde Aiwa mehrheitlich von Sony übernommen.

Mitsuo Ikejiri, bis 1969 Vorstandsvorsitzender von Aiwa, gründete daraufhin eine neue Firma mit dem Namen Aiko Co. Ltd. 1972 entstand auch in den USA eine Tochtergesellschaft (Aiko America Corporation), die versuchte, dort weiterhin mit Kassettengeräten im Geschäft zu bleiben. 1974 war Aiko jedoch schon wieder Pleite. Die US-Tochter wurde daraufhin von dem Konglomerat Transatlantic Zona Libre aus Panama übernommen und in Aiko Corporation umbenannt. Die Firma Aiko (Aiko International Co Ltd.) gibt es in Panama noch heute, nun allerdings als Anbieter von Offshore-Dienstleistungen.

In den 1970er Jahren begann Aiwa mit dem Export seiner Produkte nach Südost-Asien (ab 1970), in den Nahen Osten (ab 1973), nach Europa (ab 1976) und nach Nordamerika (ab 1978). Bald kam der größte Teil des Umsatzes aus dem Ausland. Produziert wurden die Geräte in zahlreiche Fabriken in Asien und Europa (1960 Utsunomiya South, 1967 Iwate, 1974 Singapur, 1975 Utsunomiya North, 1980 Newbridge/Wales, 1987 Jurong West/Singapur, 1988 Jurong East/Singapur, 1991 Johor Bahru/Malaysia). In den 1980er Jahren kamen weitere Produkte wie Minikomponenten-Hifi-Anlagen, Minikassettenplayer (Cassette-Boy; ab 1980), Betamax-Videorekorder (ab 1981) und die ersten japanischen DAT-Rekorder (ab 1987) hinzu. Die Konzentration auf das Betamax-System von Sony, das sich nicht gegen VHS von JVC durchsetzen konnte, führte 1986 dazu, dass Aiwa tiefrote Zahlen schrieb. Der von Sony geholte neue Chef Hajime Unoki führte das Unternehmen jedoch wieder zum Erfolg. In den 1990er Jahren bestand die Produktpalette u.a. aus CD-Playern, MiniDisc-Playern, DVD-Playern und Auto-Hifi-Anlagen; in dieser Zeit war Aiwa zeitweise Weltmarktführer bei Steroanlagen.

In den späten 1990er Jahren geriet Aiwa infolge schwieriger Marktbedingungen erneut in finanzielle Turbulenzen, die 2002 dazu führten, das Sony das Unternehmen ganz übernahm. Nach der Übernahme versuchte Sony die Marke neu zu positionieren, was jedoch fehlschlug. Schließlich wurden die Aktivitäten von Aiwa immer weiter heruntergefahren und 2006 schließlich ganz eingestellt.

2013 verkaufte Sony die Aiwa-Markenrechte für die USA an die Firma River West Brands (seit 2016 Dormitus Brands) aus Chicago, die sie 2015 an das ebenfalls in Chicago beheimatete Startup Hale Devices Inc. (2011 von Joe Born and David Phillips gegründet; Android-Audio-Apps) weiterreiche. Hale Devices benannte sich anschließend in The Aiwa Corporation um. Die Markenrechte in mehreren asiatischen und europäischen Ländern erwarb 2017 die Towada Audio Corporation (Kosaka/Akita), die über ein eigenes Produktionswerk in Japan verfügt und hauptsächlich Elektronik-Produkte für andere Firmen herstellt, u.a. auch für Sony. Towada gründete daraufhin eine neue Firma mit dem alten Namen Aiwa Co. Ltd. In Zentralamerika und der Karibikregion gehört die Marke Aiwa der Audio Mobile Americas S.A.

Text: Toralf Czartowski